Schicksale von Verdun

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Maurice Genevoix

An diesem Sonntag, den 17. September 1967, haben sich mehr als 5 000 Veteranen, offizielle Würdenträger, Fahnenträger, Neugierige versammelt. Alle sind auf dem Vorplatz des gerade fertiggestellten Gebäudes zusammen gekommen. Das Mémorial de Verdun steht kurz vor der Einweihung.

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Nicole Girard Mangin

Nach Angaben des Oberkommandos planen die Deutschen einen groß angelegten Angriff auf Verdun. Der Gesundheitsdienst des Sektors muss die Verwundeten und Kranken schnell aus der Stadt evakuieren. Die Aufgabe ist enorm und das schlechte Wetter verzögert die Evakuierung erheblich. In all diesem Trubel gibt es eine 37-jährige Frau, Nicole Girard-Mangin, die einen kühlen Kopf bewahrt.

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Firmin Piérot

Dem Soldaten Firmin Piérot läuft es eiskalt den Rücken hinunter. Heute, am 13. Mai 1916, wird sein Bataillon nach Verdun verlegt ... Was für ein bedeutungsschwerer Name. Um ihn herum sieht er in die ernsten Gesichter seiner Kameraden des 65. Jägerbataillons. Sie kennen den Ruf dieses Frontabschnitts nur zu gut. Sie wissen, dass er für viele das Grab bedeuten wird.

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Oswald Boelcke

Er hat es sofort im Blick. In der Ferne erkennt er deutlich, wie die Nieuport einen befreundeten Doppeldecker angreift. Er zögert keinen Augenblick. Er gehört zu den „Rittern der Lüfte“ und vor zwei Monaten ist ihm die höchste deutsche Tapferkeitsauszeichnung verliehen worden, der Orden „Pour le mérite“.

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Jean Tourtay

Vom Wind in der Gondel unter der weiten Stoffhülle seines Beobachtungsballons durchgeschüttelt, sucht Leutnant Jean Tourtay das Schlachtfeld ab. Er harrt stundenlang in mehreren hundert Metern Höhe aus, informiert seinen Stab telefonisch über die Entwicklung der Frontlinie und richtet unzählige Kanonenschüsse aus.

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Nelly Martyl

Sommer 1916. Im Abschnitt von Verdun steht ein kurioses Podium mit patriotischer Dekoration. Unten überwacht ein Mann den Aufbau dieses „Fronttheaters“. Er hat es ins Leben gerufen, der Künstler Georges Scott, der Aufführungen zur Unterhaltung der französischen Soldaten organisieren will. Aber was wird gegeben? Georges hat da schon eine Idee ...

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Benno Hallauer

Seit zwei Tagen befindet sich der deutsche Arzt Benno Hallauer im Fort Douaumont. Er hat sich gemeldet, um im Lazarett zu helfen. Tag und Nacht werden dort die vielen Verwundeten versorgt, die man in die Galerien des Forts gebracht hat. Trotz der harten Lebensbedingungen und der schlechten Hygiene ist das Fort ein sicherer Hort, wie ein unsinkbares Schiff mitten im Sturm.

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Charles Koenig

Schon fünf Tage ist Leutnant Charles Koenig an der vordersten Front. Er und seine Männer des 106. Infanterieregiments befinden sich in der Schlucht Ravin de la Horgne unterhalb des Forts Vaux. Der Frontabschnitt ist unruhig in dieser Nacht des 24. Juni 1916, und alle warten nur noch auf eines, auf die Ablösung.

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Paul Lefèbvre-Dibon

Deutsche Maschinengewehre schicken Tod und Verderben zu den Männern des 74. Infanterieregiments, die an diesem Montag, den 22. Mai 1916, auf das Fort Douaumont vorrücken. Aber keine Deckung, um sich zu schützen, nur „das Depot“, eine Betonkonstruktion in der Nähe des Forts. Kommandant Paul Lefèbvre-Dibon stürzt sich umgehend auf die unverhoffte Rettung. Aber der Platz ist schon besetzt.

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Marius Marly

Sergeant Marius Marly kommt vom Heimaturlaub zurück. In diesem Mai 1916 trifft er seine Kameraden des 154. Infanterieregiments, die es sich nicht nehmen lassen, seine Rückkehr gebührend zu feiern. Der Übermut ist jedoch von kurzer Dauer, denn das Regiment wird in die vorderste Linie und in einen berüchtigten Frontsektor beordert: Mort-Homme, die Höhe Toter Mann.

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Léon Buffet

Fähnrich Buffet marschiert voraus. Mit seiner Kompanie und einer Handvoll Kameraden, die als kampfuntauglich gelten, müssen sie aus dem Fort Vaux heraus. Im Schutz der Nacht überqueren sie den Graben und suchen das Weite, der Adrenalinspiegel steigt, sie spüren die Angst. Sie müssen völlig lautlos sein, denn die Deutschen stehen mit ihren Maschinengewehren auf dem Oberbau des Forts. Trotz der Stolperfallen gelingt es der Gruppe, zu verschwinden.

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Jean-Ernest Tucoo-Chala

„Verdun? Na, das ist mir recht, ich freue mich darauf, diesen verdammten Sektor, der so schrecklich sein soll, zu sehen.“ Heute fehlt uns die Vorstellungskraft für eine solche Aussage Ende Mai 1916. Sie stammt tatsächlich von einem 23-jährigen jungen Mann aus dem Béarn, Jean Ernest Tucoo-Chala, Richtschütze (Maître pointeur) des 14. Artillerieregiments, der anscheinend Angst vor nichts hat, nicht einmal vor der Hölle von Verdun. Aber der Heldenmut des jungen Manns wird auf eine harte Probe gestellt, zumal seine Geschütze auf das Fort Douaumont zielen.

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Alcide Forzy

Die Deutschen kommen an diesem Freitag, den 23. Juni 1916, mit Wucht aus der Schlucht Ravin de Bazil. Die Männer der 103. Division müssen das Fort Souville in diesem entscheidenden Angriff auf Verdun erobern ... Aber zuvor muss eingenommen werden, was ihr dreitägiges Bombardement des Waldes Bois de Vaux-Chapitre übrig gelassen hat.

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Franz Marc

Seit einigen Stunden ist er nun hoch zu Ross unterwegs und sucht einen guten Weg für die Munitionskolonne seines Artillerieregiments.

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Albert Neyton

In den Tiefen des Zwischenwerks Kalte Erde (Ouvrage de Froideterre) stehen die Männer der Garnison seit drei Tagen unter dem Trommelfeuer der deutschen Artillerie. Das Fort zittert, raucht und ächzt unter den massiven Granateneinschlägen. „Es wird über uns einstürzen“, denkt der Soldat Albert Neyton.

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Georges Gaudy

Georges Gaudy wird an diesem 7. Mai 1916 brutal aus dem Schlaf gerissen. Aus seiner Benommenheit heraus erkennt er eine gräuliche Masse, die sich ihm und den Männern um ihn herum nähert. Einer kommt auf ihn zu und schreit: „Setzen Sie Ihre Maske auf! Gas!“ Jeder fürchtet diese tödlichen Schwaden, die ein schreckliches und qualvolles Ende ankündigen. Georges greift automatisch mit der Hand an seinen Gürtel und erstarrt. Wo ist seine Maske?!

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Moussa Dansako

Inmitten seiner Kameraden wartet der Obergefreite Moussa Dansako tief in seinem notdürftig angelegten Graben auf den Moment, in dem er stürmen muss. Die Herbsttage auf dem Plateau nördlich von Verdun sind eisig kalt, die Soldaten des 36. senegalesischen Schützenbataillons leiden darunter. Woran denken wohl die in der Kälte zitternden Männer aus dem Senegal, aus Mali, Niger, Guinea, Burkina Faso ... an ihre Familie, an ihr Dorf?

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Kurt Rackow

Und an diesem frühen Freitagmorgen, den 2. Juni 1916, erreicht Oberleutnant Rackow mit etwa zwanzig Männern die Oberseite des Forts Vaux. Seit mehreren Monaten sitzen die Deutschen an den Hängen des Forts fest. Er schafft es als erster auf den „Berg“.

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Fernand Marche

Das sieht der Meldeläufer, dem schweißgebadet bei den Explosionen in seiner Nähe immer wieder die Luft wegbleibt. Schließlich erkennt er ihn. Es ist der arme Marche, dessen Lauf an diesem Dienstag, den 1. August 1916, am Rande einer Slalomstrecke zwischen Granatlöchern ein Ende gefunden hat. Marche sollte eine Nachricht an den Oberst zu den Kommandoposten wenige hundert Meter von der Festung Thiaumont entfernt überbringen, auf die es die Deutschen seit mehr als fünf Wochen abgesehen haben ...

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Yolande de Baye

Der Beschuss rückt näher ... der Lärm, die Erschütterungen, der Rauch werden immer stärker. Der Aufenthalt in den Baracken des Evakuierungskrankenhauses von Dugny-sur-Meuse wird unmöglich. Yolande de Baye, die junge Oberschwester und Diensthabende, kennt den Krieg nur zu gut. Sie ist von Anfang an im Einsatz und hat unzählige Verletzte und Gefallene gesehen ...

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Pierre Cazalis de Fondouce

Der Schutzraum Abri des Quatre Cheminées (Unterstand „Vier Schornsteine“) vibriert unter den Schlägen der schweren deutschen Artillerie, die den Ravin des Vignes, die Weinbergschlucht, westlich von Fleury umwühlt. Es ist nicht das erste Mal, keineswegs, aber an diesem Dienstag, den 8. August 1916, ist die Bombardierung wie entfesselt.

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Marc Stéphane

In ihrem unterirdischen Unterstand erläutert Marc Stéphane seinem Vorgesetzten Oberleutnant Robin zwei mögliche Auswege aus der kritischen Lage, in der sie sich gerade mit sieben anderen Jägern des 59. BCP (Jägerbataillon) befinden.

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Mina Fischer

Seit mehreren Wochen erhält sie keine Antwort mehr auf ihre Briefe … Ihr letzter Brief vom 18. März 1915 wurde ihr mit dem Vermerk „Zurück an den Absender“ und „Der Empfänger konnte nicht rechtzeitig ermittelt werden. “ zurückgesandt.

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Henri Herduin

Unter dem intensiven und dauerhaften Beschuss versuchen die beiden Kompanien des 347. Infanterieregiments unter dem Befehl von Leutnant Herduin und Leutnant Millant den Bereich des Gehöfts von Thiaumont zu halten. An diesem 8. Juni 1916 wird die Front zu ihrer Rechten von einem starken deutschen Angriff zurückgedrängt. Es kommt zu unzähligen Verlusten.

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Pierre Nicolaï

Das Fort Douaumont, das am 25. Februar 1916 in die Hände der deutschen Armee fiel, muss unbedingt zurückerobert werden. Dies ist eines der vorrangigen Strategieziele des französischen Generalstabs im Oktober desselben Jahres. Deswegen werden bedeutende Mittel für den Angriff freigestellt. Die Artillerie wird aufgestockt und die besten Infanterieeinheiten mobilisiert. Darunter das mehrfach ausgezeichnete Kolonialinfanterieregiment von Marokko, dessen Männer an Kampfgeist nicht zu übertreffen sind.

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Marius Benech

Lieber zurück in den Granatenhagel, als in diesem Höllenloch zu verrecken. Das denkt Oberleutnant Benech vom 321. IR, als er in den Tunnel von Tavannes tritt. Auch wenn dieser Ort einen guten Schutz vor Bombenangriffen bietet, das dortige düstere und ungesunde Umfeld treibt nicht wenige in den Wahnsinn.

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Jean Navarre

Ein rotes Nieuport-Flugzeug wendet in Richtung der französischen Linien über Sainte-Menehould. Das Flugtempo weckt zunächst die Neugier der Soldaten, die vom Boden aus den Kurs des instabilen Doppeldeckers verfolgen. Die Neugier weicht der Sorge, als das Fluggerät hart auf dem festen Boden aufsetzt.

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Georges Weiss

Er gehörte nicht zur Garnison. Der junge Georges Weiss, 18 Jahre alt und Quartiermeister, blieb dennoch in den ersten Tagen der Schlacht auf seinem Posten auf dem Oberbau des Forts Moulainville, um das Artilleriefeuer abzuwehren. Seine Einheit zog sich zurück, aber er verließ das Fort nicht. Seine Jugend und seine Entschlossenheit überzeugten schließlich den neuen Kommandanten von Moulainville, Hauptmann Harispe, ihn unter seinem Kommando zu behalten.