Jean Tourtay

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Er hatte Falkenaugen

Le Destin

Vom Wind in der Gondel unter der weiten Stoffhülle seines Beobachtungsballons durchgeschüttelt, sucht Leutnant Jean Tourtay das Schlachtfeld ab. Er harrt stundenlang in mehreren hundert Metern Höhe aus, informiert seinen Stab telefonisch über die Entwicklung der Frontlinie und richtet unzählige Kanonenschüsse aus.

Seit seiner Ankunft an der Front von Verdun hat sich Tourtay einen soliden Ruf erworben. Weder im Rauch auf dem Schlachtfeld noch unter widrigen Wetterbedingungen irren sich seine Augen.

Aber an diesem Sonntag, den 2. April 1916, meldet er einen starken Vormarsch der Deutschen südlich des Forts Douaumont. Wie ist das möglich? Natürlich tobt die Schlacht. Aber vom Boden aus haben die Infanteristen keine Informationen übermittelt. Die Deutschen sollten südlich der Bahnlinie Fleury-Vaux stehen. Und Tourtay fordert eine Artilleriesperre in diesem Gebiet, in dem die französischen Reserven zusammengezogen sind.

Sollten ihn seine Augen im Stich gelassen haben? Im Stabsquartier ist man verunsichert, man zögert. Die Lage ist ernst, aber man findet zu keinem Beschluss, aus Furcht, die eigenen Truppen unter Beschuss zu nehmen. General Nudant ruft ihn direkt an und fordert ihn auf, bei seiner Ehre zu schwören, dass er seiner Beobachtung sicher ist. Tourtay schwört. Da wird der verheerende Schuss abgefeuert.

Wenige Stunden später wird ein französisches Regiment zum Gegenangriff entsandt. Auf ihrem Vormarsch treffen die „Poilus“ auf zahlreiche deutsche Tote und Verletzte, Opfer des schrecklichen Bombardements.

An diesem Tag retteten die Falkenaugen von Jean Tourtay, einem echten „Ballon-Ass“, die Franzosen.

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