Nelly Martyl

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Eine „Fee“ unter Soldaten

Le Destin

Sommer 1916. Im Abschnitt von Verdun steht ein kurioses Podium mit patriotischer Dekoration. Unten überwacht ein Mann den Aufbau dieses „Fronttheaters“. Er hat es ins Leben gerufen, der Künstler Georges Scott, der Aufführungen zur Unterhaltung der französischen Soldaten organisieren will. Aber was wird gegeben? Georges hat da schon eine Idee ...

Diese Idee ist Nelly Martyl, seine Frau. Die berühmte Sängerin der Pariser Opéra-Comique trägt seit der Mobilisierung die Armbinde des Roten Kreuzes. Nach ihrer Ankunft in Verdun hat sie sich mehrfach hervorgetan, insbesondere durch ihre Hilfe für Verwundete. In ihrer weißen Krankenschwesterntracht geht sie mit einem Lächeln auf den Lippen durch die Quartiere und verteilt freigebig Zigaretten und tröstende Worte.

Auf dem „Fronttheater“ trällert Nelly Martyl ihre Liedchen. Sie tritt häufig auf den Brettern, die die Welt bedeuten, auf und rezitiert den französischen Truppen das klassische Repertoire mit patriotischen Einlagen. Ihre Anwesenheit und ihre Stimme heben die Moral der Truppen, die für einen Moment den Krieg und seine Schrecken vergessen. Die Sängerin ist so beliebt, dass General Passaga die militärischen Erfolge seiner Männer der Stimme der Sängerin zuschreibt ... Und Nelly wird dafür mit Erwähnungen und dem Croix de guerre belohnt. Aber ihr größter Stolz wird es ganz ohne Zweifel sein, dass man sie liebevoll die „Fee von Verdun“ nannte.