Franz Marc

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Sein Blick durchsuchte die Umgebung

Le Destin

Seit einigen Stunden ist er nun hoch zu Ross unterwegs und sucht einen guten Weg für die Munitionskolonne seines Artillerieregiments. Vereinzelt fallen in der Nähe von Herméville und Braquis einige Granaten. Die Dörfer waren Ende Februar 1916 von den Franzosen aufgegeben worden. An diesem Samstag, den 4. März 1916, kann Franz Marc nicht anders, er sucht die Maashöhen in der Ferne ab. An diesem fahlen Spätnachmittag spielt der obere Teil der Höhe vor dem grauen Horizont unter dem niedrigen Himmel ins Bläuliche. Dieser Farbton hat es Franz Marc in seinen Arbeiten besonders angetan. Unter den Pinselstrichen des deutschen Malers wurde diese Farbe zum Sinnbild des Geistigen und der Männlichkeit. Diese Männlichkeit, die ihn wie so viele andere Personen und insbesondere Künstler, dazu brachte, sich im Sommer 1914 freiwillig in den Krieg zu stürzen. Aber nun ist der Krieg schon über anderthalb Jahre im Schlamm der Schützengräben steckengeblieben, jede Illusion einer Läuterung des modernen Mannes durch den Krieg ist verflogen.

Der Verlust seines Malerfreundes August Macke, der im September 1914 fiel, wie er eine tragende Gestalt der expressionistischen Künstlergruppierung des Blauen Reiters, konfrontierte ihn sehr schnell mit der Brutalität und Gewalt des Krieges. Eine Gewalt, die Menschen wie Tiere trifft. Sie verkörpern in seinem künstlerischen Verständnis die wirkliche Menschlichkeit, die die Menschen verloren haben. Insbesondere sieht er Pferde, ein Hauptthema in seinem Werk, in großer Zahl um ihn herum leiden und sterben. Und dennoch, der Fall des Forts Douaumont und die Verfolgung der Franzosen in die Woëvre-Ebene haben bei ihm die verrückte Hoffnung auf einen entscheidenden Sieg vor Verdun keimen lassen ...

Mit diesen quälenden Gedanken reitet er aus dem Dorf Braquis heraus, als plötzlich die Farben verschwimmen ... Mit lautem Knall explodiert eine Granate in seiner Nähe, brutal, sinnlos, ein Splitter trifft seinen Kopf. Tödlich getroffen wird der 36-jährige Künstler von seinen Kameraden des Bayerischen Ersatz-Feldartillerie-Regiments im Hof des Schlosses Gussainville beigesetzt, bevor seine Witwe 1917 seine sterblichen Überreste nach Kochel am See in Bayern überführen lässt. So starb einer der größten expressionistischen Maler des frühen 20. Jahrhunderts in der Hölle vor Verdun ...

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