Maurice Genevoix, Veteran und Gründungspräsident des Mémorial de Verdun
„Diese Gedenkstätte wurde von den Überlebenden von Verdun in Erinnerung an ihre in der Schlacht gefallenen Kameraden errichtet, damit alle, die an dem Ort, an dem sie ihr Opfer gebracht haben, innehalten und nachsinnen, die Ideale und den Glauben verstehen, die sie motiviert und aufrecht gehalten haben.“
Entstehung des Mémorial de Verdun
Die Idee eines „Hauses für die Kämpfer von Verdun“ entsteht bereits Ende der 1930er Jahre. Aber erst in den 1950er Jahren, auf Anregung der Vereinigung „Ceux de Verdun“ (Die aus Verdun) und ihres Präsidenten Gustave Durassié, nimmt der Plan für die Gedenkstätte Gestalt an. 1959 stimmen das Comité National du Souvenir de Verdun (CNSV) und sein Präsident Maurice Genevoix zu, diese Umsetzung mitzutragen. Man entscheidet sich für den Standort des Bahnhofs im „für Frankreich gefallenen“ Dorf Fleury-devant-Douaumont.
Das Projekt wird auf 250 Millionen alte Francs beziffert und das CNSV ruft eine nationale Spendenaktion ins Leben. Sie erhält schnell Verbreitung dank der Unterstützung durch die Veteranenverbände, die ihren Mitgliedern, Privatpersonen und Gebietskörperschaften gegenüber aktiv werden. Am 17. September 1967 wird das Gebäude vom Minister für Veteranen und Kriegsopfer Henri Duvillard im Beisein von mehr als 3 000 Menschen, 2 000 Veteranen und 200 Fahnenträgern eingeweiht.
Maurice Genevoix hält eine starke, bewegende, dem Frieden zugewandte Rede, in der er eine Verbindung zwischen den Veteranen und den zukünftigen Generationen beschwört. Das Mémorial de Verdun wird von den Veteranen als „Tempel der Erinnerung“ konzipiert, mit dem sie ihre an der Front gefallenen Kameraden würdigen und den Sinn ihres Opfers an die folgenden Generationen weitergeben. Heute zählt die Gedenkstätte von Verdun zu den wichtigsten europäischen Museen des Ersten Weltkriegs. Für alle, die spüren, verstehen und weitergeben wollen, wie Verdun wirklich war, ist das Museum unverzichtbar.
Die Rede von Maurice Genevoix
Die alte Gedenkstätte
Die Sanierung des Gebäudes im Jahr 2016
Eine Modernisierung des Gebäudes, an dem die 40 Jahre seines Bestehens nicht spurlos vorübergegangen waren, und ein neues Museumskonzept, das die jüngeren Generationen ansprechen sollte, waren notwendig geworden. Es gibt keine Überlebenden mehr, die die Erinnerung an die Schlacht um Verdun aufrecht erhalten könnten. Voller Respekt für den Geist des Werkes der Veteranen erschien es von entscheidender Bedeutung, die Botschaft der Gedenkstätte so zu ändern, dass sie den Jüngeren Interpretationsansätze der deutsch-französischen Schlacht liefert. Das Mémorial wurde daher im September 2013 für Erweiterungs- und Renovierungsarbeiten geschlossen. Die Arbeiten verstanden sich als Teil eines größeren Projekts mit einem ursprünglich als unabhängig geplanten pädagogischen Zentrum in einem Waldstück, das auf Antrag des französischen Forstamtes Office National des Forêts das Label „Forêt d’exception“ (außergewöhnlicher Wald) erhielt. Am 21. Februar 2016 eröffnet die Gedenkstätte rundum-saniert und vergrößert zum 100-jährigen Gedenktag der Schlacht, drei Monate vor ihrer offiziellen Einweihung durch François Hollande und Angela Merkel. Die neue Szenografie, die Wissen mit Emotion verbindet, versetzt den Besucher mitten in den Ersten Weltkrieg und auf das deutsch-französische Schlachtfeld.
Das Projekt
Nach ihrer Erweiterung und Neugestaltung verfügt die neue Gedenkstätte über eine zusätzliche Fläche von 1900 m², die ihr eine neue Anziehungskraft verleiht. Die ursprüngliche Gedenkstätte wird modernisiert, gewürdigt, renoviert und in Szene gesetzt, während sich eine dritte Ebene auf die umliegende Landschaft öffnet. Mit der Anlage eines zusätzlichen Raums, dem Anbau von zwei Seitenflügeln, der Einrichtung eines neuen Empfangsbereichs für die Besucher und der Bereitstellung neuer Eingänge öffnet das architektonische Projekt das ursprüngliche Gebäude zum Schlachtfeld hin und bietet neue Möglichkeiten für Museums- und Empfangsflächen.
Das Mémorial de Verdun ist als pädagogisches Zentrum angelegt, das Objekte und Archivdokumente durch ein immersives szenografisches Konzept Ausdruck verleiht. Erklärtes Ziel ist, die Schritte der Besucher mit historischer Genauigkeit zurückhaltend auf die Spur der Soldaten zu lenken. Getreu des intuitiven Ansatzes der Gründer steht die Erinnerung an das Schlachtfeld und die Figur des Kämpfers von Verdun, Franzose oder Deutscher, im Mittelpunkt des Besuchs. Der szenografische Ansatz wurde allerdings an unsere Zeit angepasst, indem spektakuläre audiovisuelle Installationen, räumlich zu erlebende Tondokumente, grafische Medien, Fotografien und Audiozeugnisse die 2 000 in Vitrinen (aus Glas und Rohholz) ausgestellten Objekte in ihren Kontext einordnen.
Das Erdgeschoss ist dem Leben der Frontkämpfer mitten auf dem Schlachtfeld vorbehalten, während die erste Ebene den Besucher im Bereich hinter der Front empfängt, bevor er zur Gedenkstätte für die Schlacht gelangt. Das Schlachtfeld kann von den Terrassen auf der oberen Ebene überblickt werden. Hier entschlüsselt der Besucher die Spuren der Schlacht in der umliegenden Landschaft mithilfe von interaktiven Stationen. Drei Jahre andauernde Forschung, Zusammenarbeit und Dialog haben zur Entstehung dieser Dauerausstellung geführt, die den Kämpfern Tribut zollt.
Die Neugestaltung des Rundgangs machte es möglich, die Sammlungen zu erweitern und wichtige Arbeiten an den bestehenden Objekten durchzuführen. Die Erfassung und Dokumentierung, gefolgt von der systematischen Aufbereitung und Restaurierung von über hundert Gegenständen, wurde durch den Erwerb neuer Objekte, durch Leihgaben und Überlassung seitens verschiedener großen Institutionen in Frankreich und Europa vervollständigt, so dass der Besuchsrundgang erweitert und ein Gleichgewicht zwischen den französischen und deutschen Sichtweisen erzielt werden konnte.
Die vollständige Modernisierung des Museums wurde von der Société d'équipement du bassin lorrain (SEBL) geleitet, und zwar im Auftrag des Comité national du souvenir de Verdun (CNSV) einer gemeinnützigen Vereinigung nach dem Gesetz von 1901 und Träger der Gedenkstätte von Verdun. Fast 80 Zuschläge für Ausschreibungen oder Aufträge gingen bis zur erfolgreichen Vollendung des Projekts an verschiedene Unternehmen. Die Gesellschaft stützte sich auf eine doppelte Bauleitung: die Agence Brochet Lajus Pueyo für das Gebäude und die Landschaftsgestaltung und die Agence Le Conte / Noirot für den Museumsteil. Édith Desrousseaux de Medrano, Agence Sources, kuratierte die neue Dauerausstellung.
Die Akteure der Renovierung
Agence Brochet Lajus Pueyo - Architektur
Olivier Brochet, Emmanuel Lajus und Christine Pueyo sind Architekten, Gründungsmitglieder und Mitgeschäftsführer der 1986 in Bordeaux gegründeten Agence Brochet Lajus Pueyo. Ins Licht der Öffentlichkeit getreten durch Les Albums de la jeune architecture und die Ausstellung „40 moins de 40“, die im Institut français d'architecture präsentiert und auf der Biennale von Venedig (1991) Aufmerksamkeit erregte, werden sie durch ihre zeitgenössischen Einsätze an Gebäuden des Kulturerbes und die Sorgfalt bei der Neuinterpretation örtlicher Gegebenheiten bekannt. Als renommierteste Arbeiten des Architekturbüros sind die Sanierung des Fabre-Museums in Montpellier (2007), des Orangerie-Museums (2006) oder des Musée de l'Homme im Palais de Chaillot am Place du Trocadéro in Paris (2015) zu nennen.
Agence Le Conte / Noirot - Muséographie
Christian Le Conte et Geneviève Noirot sont architectes, scénographes et muséographes. Ils œuvrent pour des musées patrimoniaux et pour la création de centres d’interprétation. Attachés à la multiplicité et à la complémentarité des démarches artistiques, ils proposent à travers leurs projets scénographiques une vision singulière des univers d’exposition et tendent à exprimer le souci des correspondances. Ils comptent parmi leurs réalisations le redéploiement complet des bronzes et des bijoux du département des AGER dans la salle La Caze au Louvre, le Musée de la carte à jouer à Issy-les-Moulineaux (1er prix européen des musées en 1999), le Mémorial Charles-de-Gaulle à Colombey-les-deux-Églises ou encore Nausicaa, le Centre national de la mer en France, classé Centre d’excellence par l’Unesco.
Agence Sources - Commissariat
Édith Desrousseaux de Medrano exerce depuis 2001 des fonctions de commissariat d’exposition. Elle a d’abord été adjointe au commissariat d’exposition au sein de la Fondation Charles de Gaulle pour le Mémorial Charles-de-Gaulle à Colombey-les-deux-Églises, puis pour une exposition temporaire « De Gaulle-Adenauer » (2008). Devenue profession libérale en 2010, avec son agence Sources, elle a ensuite travaillé à la conception et à la réalisation de l’exposition itinérante « Romain Gary présente : les compagnons de la Libération » (2010-2011). Elle s’est ensuite consacrée à la préparation de l’exposition permanente du Mémorial de Verdun depuis fin 2012.
Die zentralen Daten der Sanierung
1. September 2013
Schließung der Gedenkstätte und Umzug der Büros des Mémorial und der Sammlungen ins Centre Mondial de la Paix
September - November 2013
Vorarbeiten für die Erweiterungs- und Renovierungsarbeiten: Entkernung, Asbestsanierung, Abbruch, Kampfmittelräumung
Dezember 2013
Erdarbeiten
Januar 2014
Errichtung der Fundamente
Januar 2015
Fertigstellung der Tragwerkelemente (Gebäudehülle) nach einjährigen Rohbauarbeiten
Februar 2015
Start der szenografischen Arbeiten: Errichtung des Gerüstes für den Glasboden und die zentrale Bühne
Juli 2015
Aufhängung der Flugzeuge in der Bühne
September - Dezember 2015
Aufstellen der Vitrinen durch die Firma Sequoïa
Oktober 2015
Installation der Bodendekoration durch die Firma Adess, Rückführung der Sammlungen in das Museumsdepot und Aufstellung der Kanonen und Berliet-Lastwagen im neuen Museumskonzept
Oktober - Dezember 2015
Rahmung der zweidimensionalen Werke im Atelier Duo
Dezember 2015
Start der präsentationstechnischen Arbeiten durch die Firma Version Bronze
22. Februar 2016
Öffnung für das Publikum
29. Mai 2016
Offizielle Einweihung durch den französischen Staatspräsidenten François Hollande und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Gedenktag zum 100. Jahrestag der Schlacht um Verdun