Nicole Girard Mangin

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Es ist so weit, es steht unmittelbar bevor ... Nach Angaben des Oberkommandos planen die Deutschen einen Großangriff auf Verdun. Der Sanitätsdienst des Sektors muss die Verwundeten und Kranken schnell aus der Stadt bringen.

Le Destin

Die Aufgabe ist einschüchternd, und schlechtes Wetter verzögert den Abtransport massiv. In diesem ganzen Tumult bewahrt eine 37-jährige Frau, Nicole Girard-Mangin, einen kühlen Kopf. Sie wurde 1878 in Paris geboren und kennt die Maasregion, denn ihre Jugend hatte sie in Véry verbracht. Im Alter von 18 Jahren verschreibt sie sich der Medizin und beginnt ihr Studium in Paris. Aber kurz darauf heiratet sie den Winzer André Girard und gibt ihr Studium auf, um an seiner Seite zu arbeiten. Sie trauert ihrer Ausbildung nach ... aber nur kurz. Nach ihrer Scheidung 1903 sitzt sie im Handumdrehen wieder im Hörsaal der medizinischen Fakultät. Am Vorabend des Krieges arbeitet sie in einer Tuberkulose-Ambulanz des Krankenhauses Beaujon in Paris, wo sie Tuberkulose- und Krebsforschung betreibt. Nicole Girard-Mangin ist eine moderne, engagierte Frau, die sich für ihren Beruf leidenschaftlich einsetzt. Dennoch muss sie trotz ihrer unbestreitbaren Erfahrung gegen die Vorurteile ihrer Zeit ankämpfen und sich vielen Herausforderungen und Ungerechtigkeiten stellen. 1914 wird sie aufgrund eines Verwaltungsfehlers im Kriegsministerium als Militärarzt mobilisiert. Aufgrund eines Lesefehlers war die Armee der Ansicht, einen Dr. "Gérard Mangin" einzuziehen.

Die Situation ist beispiellos ... Eine Militärärztin in Verdun! Sie wird einem derzeit ruhigen Abschnitt zugewiesen: Verdun. Der Empfang an der Front im September 1914 ist frostig: „Ich fordere einen Mann an, und man schickt mir eine Frau!“ Die Fronten sind klar. Die Ärztin Girard-Mangin hindert das nicht daran, ihre Arbeit zu tun: Als Hilfsärztin kümmert sie sich entschlossen um Typhuspatienten im Krankenhaus Nr. 13 in Glorieux, einem der Bezirke von Verdun.

Ende Februar 1916 marschieren die Deutschen auf, es ist Zeit die Patienten zu evakuieren ... Panik ergreift die Stadt. Schnell füllen sich die Straßen mit Ambulanzfahrzeugen voller Verletzter. Nicole Mangin erfüllt ihre Aufgabe: Professionell organisiert sie die Evakuierung ihrer Abteilung zum Krankenhaus von Bar-le-Duc. Aber es gibt eine Handvoll Sterbender, die nicht transportfähig sind. Die Ärztin, die diese Kranken gut kennt, weigert sich, sie im Stich zu lassen. Der Druck der Gefechte wird immer stärker. Mengenweise Verletzte werden in das Krankenhaus von Glorieux eingeliefert. Sie sind traumatisiert von ihrer Erfahrung an vorderster Front und erzählen, was sie gesehen, was sie gehört haben. Für Nicole Mangin und ihre Kameraden ist es unmöglich, all diese Angaben zu überprüfen. Die Panik steigt, zumal das Krankenhaus nach einem Stromausfall nun im Dunkeln liegt.

Durch den intensiven Bombenbeschuss wird die Stellung schnell unhaltbar, und am 25. Februar wird die endgültige Evakuierung des Sanitätspersonals beschlossen. Im Ambulanzwagen evakuiert Nicole ihre letzten Kranken nach Froidos. Die Straße ist gefährlich und die Fahrt erscheint inmitten fallender Granaten und Splitter, die den Konvoi treffen, endlos. Nicole wird im Gesicht verletzt. Glücklicherweise ist die Verletzung nur oberflächlich und beeinträchtigt die aufopfernde Ärztin nicht. Trotz extremer Erschöpfung hält Nicole Mangin im Sektor Verdun die Stellung bis November 1916. Zehn Monate lang ist sie da, spendet Trost und pflegt Hunderte von Verletzten, die jeden Tag gebracht werden. Trotz ihrer Dienstverpflichtung und ihrer Entschlossenheit, die ihr Beförderungen einbrachte, verweigert ihr die Armee jede Auszeichnung ... Sie stirbt 1919 vorzeitig, wahrscheinlich an den Folgen ihrer extremen Überarbeitung. Sie wird 40 Jahre alt. Zusammen mit ihrer Zeitgenossin Marie Curie hat sie das Bild der Frau in der Medizin auf den Kopf gestellt und bewiesen, dass Frauen genauso effizient und mutig handeln können wie Männer.

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