I want you for US Army! Der Kriegseintritt der USA

Bereits vor dem Kriegseintritt der USA legen Komponisten auf beiden Seiten des Atlantiks in ihren Werken von dieser dramatischen Zeit Zeugnis ab. Einige erinnern an Bilder der Verwüstung, wie Cécile Chaminade, oder beschreiben auf fast schon journalistische Weise die Kämpfe in Flandern, wie der amerikanische Avantgardist Leo Ornstein. Gleichzeitig sind es eher Musikstücke ohne jede Verbindung zu dem Konflikt, die die Eingezogenen komponieren, wie der sehr junge Williams Baines, der in der Beschreibung einer paradiesischen Natur mit nostalgischen Akzenten Zuflucht sucht, oder die – wie Jean Cras, der damals Kommandant eines Zerstörers war, in der Komposition von Tänzen eine Gelegenheit zur Realitätsflucht finden. Der Amerikaner Charles Griffes, der zweifellos von dem tragischen und brutalen Charakter des Kriegs in Europa sensibilisiert war, gibt schon im Jahr 1915 einem seiner Werke den Namen De Profundis. Der australische Opportunist Percy Grainger hingegen, der 1914 gerade erst in den USA eingetroffen war, um sich dem Druck einer Verpflichtung in der Armee zu entziehen und nachdem er die Kritik seiner britischen Freunde über sich ergehen lassen musste, bringt mit One more day, my John sein Engagement in der Militärmusik der USA zum Ausdruck. Ab Juni 1917 findet er dort ein wirkungsvolles Mittel, um im ganzen Land bekannt zu werden und zugleich seine Solidarität mit den Frontsoldaten zu bekunden. In den USA hat sich ein Gesinnungswandel eingestellt. Onkel Sam bekundet laut und deutlich: I want you for US Army!


Anne de Fornel © Paul Grandsard

Anne de Fornel © Paul Grandsard

Die französisch-amerikanische Pianistin und Musikwissenschaftlerin Anne de Fornel erhält 2012 einen Master Klavier der Musikhochschule Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Lyon, wo sie mit Florent Boffard studiert. Sie kann bereits mehrere Aufnahmen unter dem Musiklabel Hortus vorweisen: Un Long Voyage (2012) mit dem Trio Steuermann, das Werke für Klavier solo und Kammermusik des französisch-schweizerischen Komponisten Pierre Wissmer vorstellt; die CD/DVD Tramages (2014) mit dem Ensemble Mesostics, in dem sie Solistin von zwei zeitgenössischen konzertanten Werken ist – Trame IV von Martin Matalon und Interstices von Philippe Hurel –, wobei sie zugleich die künstlerische Leiterin des Projekts ist (Auszeichnung mit fünf Stimmgabeln des Magazins Diapason); La Nuit Transfigurée (2015) mit dem Trio Steuermann, das Werke von Arnold Schönberg, Anton Webern und Johannes Boris Borowski einander gegenüberstellt; Vers la Vie Nouvelle (2016), das mehrere während des Ersten Weltkriegs komponierte Stücke vereint. Die Enthusiastin der zeitgenössischen Musik hat mehrere Werke für das Klavier geschrieben.
2012 wird Anne de Fornel auch Doktor der Musikwissenschaft an der Universität Paris-Sorbonne (Paris IV). Im folgenden Jahr absolviert sie einen spezialisierten Master „Medien, Kunst und künstlerisches Schaffen“ an der Hochschule HEC Paris. Sie ist Mitautorin des Dokumentarfilms Pierre Wissmer, un portrait (2015) unter der Regie von Éric Darmon. 2018 veröffentlicht sie die Monographie John Cage beim Verlag Fayard.


Diese Veranstaltung wird im Rahmen der 10. Ausgabe der Rencontres de Verdun von der Dienststelle für Geschichte des Departements Meuse organisiert.


In Kooperation mit dem Plattenlabel Éditions Hortus

Logo Hortus


Tarif

Eintritt frei
Reservierung empfohlen – über das nebenstehende Formular



Nadia Boulanger (1887-1979),
Vers la vie nouvelle (1915),
von Anne de Fornel auf einem Pleyel-Klavier von 1892

Vers la vie nouvelle, Les Musiciens et la Grande Guerre, vol XVII, Hortus 717, éditions Hortus.

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